Der deutsche Soziologe Martin Schröder forscht zum Thema „Generation“. Dieser Begriff ist definiert als „die gesellschaftliche Prägung unterschiedlicher aufeinander folgender Alterskohorten“. Generation meint also eine bestimmte Personengruppe, der man dann gemeinsame Eigenschaften, Fähigkeiten oder Gleichstellungmerkmale attestiert. In der populärwissensschaftlichen Literatur unterscheidet man zwischen „Babyboomer“ (Menschen, die zwischen 1950 und 1965 geboren wurden), „Generation X“ (1966-1980), „Generation Y“ (1981-1995), „Generation Z“ (1996-2010) und der „Generation Alpha“ (2011-2025). Die Angaben der Zeitspannen sind nicht vereinheitlichend fesgelegt und können daher leicht variieren. Jeder dieser Generationen werden anhand ihres Geburtsjahres und den Umständen ihrer Sozialisation bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Zum Teil sind diese gegebenenfalls zutreffend, häufig jedoch handelt es sich um kaum mehr als Klischees und Stereotypen: Babyboomer seien rücksichtslose Egoisten, Angehörige der Gen X wären unentschlossene Zauderer, Mitglieder der Gen Y seien verweichlichte Faulenzer und so weiter. Aber ist das überhaupt zutreffend? Prof. Dr. Martin Schröder von der Universität des Saarlandes hat das Generationen-Konzept analysiert und dabei bemerkenswerte Erkenntnisse gewonnen:
»Empirisch gibt es keine Generationen. Sie sind ein Mythos, statt ein messbarer Fakt.«
Martin Schröder
Nicht nur, dass der Terminus „Generation“ und sein gegenwärtiger Gebrauch einer solch klischeehaften Rollenverteilung kaum mehr Substanz als das Horoskop in einer Unterhaltungszeitschrift aufweist – eine solch pauschale Unterteilung nach vermeintlichen Persönlichkeitsmustern ist gemäß Prof. Dr. Schröders Forschungsergebnissen wissenschaftlich kaum verifizierbar. Vielmehr noch ist also unter Berücksichtigung der Alter- und des Perioden-Effekte das generelle Konzept der vermeintlichen „Generationen“ als solches infrage zu stellen. Im Podcast „Kritisches Denken“ erläutert Prof. Schröder den aktuellen Stand aus Sicht eines renommierten Soziologen, der einem vermeintlich homogenen Generationen-Begriff und den daraus abgeleiteten Konsequenzen eine klare Absage erteilt und stattdessen für eine heterogene Betrachtungsweise gesellschaftlicher Analysen plädiert: